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Leseprobe
Es war nicht der Paketbote. Dafür ein junger Kerl, der dem Klischeebild eines verpeilten Studenten entsprach, inklusive der Brille, zerzausten Haaren und einem abgetragenen T-Shirt.
»Ah, zum Glück! Du siehst nicht aus, als wärst du über hundert!«, kam es von dem Kerl. Isaac runzelte irritiert die Stirn. Was zur Hölle?
»Hey, ich bin Julius. Ich äh … bin der neue Nachbar und ziehe gerade ein!« Ein breites Strahlen ging über das ganze Gesicht. Dabei bemerkte Isaac, dass Julius drei Leberflecken auf der Wange hatte.
»Ist mir aufgefallen«, war Isaacs eher verhaltene Reaktion.
»Oh, Shit. Hab ich dich geweckt? Das war nicht meine Absicht, ich hab wirklich versucht, leise zu sein, aber die Sachen sind so schwer!«, quasselte der neue Nachbar munter weiter.
»Nein, schon okay. Ich war schon wach.« Isaac kratzte sich unbehaglich an der Nase. Er wusste nicht ganz, wie er mit dem Typ umgehen sollte. Er hatte bisher immer ein eher distanziertes Verhältnis zu seinen Nachbarn gepflegt und eigentlich nicht vor, das zu ändern.
»Ach, zum Glück! Oh Mann, du hast ja eine Katze! Ich wusste gar nicht, dass die hier erlaubt sind!«, rief Julius nun, während sein Blick auf etwas hinter Isaac ging. Ophelia fauchte.
»Äh ja. Das ist Ophelia. Sie ist …«
Julius ging in die Hocke, hielt ihr seine Hand hin. Sie machte sich etwas kleiner, rannte aber nicht weg. Stattdessen stellte sie neugierig ihre Ohren auf und schien nach ihm zu schnuppern. Der Kerl machte einen komischen Schnalzlaut – wahrscheinlich um ihr Vertrauen zu wecken. Was das Gegenteil erreichte. Bei dem Geräusch stellten sich all ihre Haare auf und sie raste ins Wohnzimmer davon.
»Schüchtern, hm?« Mit dem Wort grinste Julius ihn an.
»Kann man von dir nicht behaupten, hm?« War Isaacs Retoure. Der Typ war fast unangenehm forsch.
Dann fing Julius an zu lachen. Es war ein schönes Lachen, stellte Isaac fest. Sehr melodisch und offen, irgendwie ehrlich. Sowas gefiel ihm.
»Erwischt! Eigentlich bin ich hier, weil ich Hilfe brauche.«
»Beim Umzug?« Isaac schielte skeptisch die Treppen hinunter. Ein Stockwerk tiefer standen drei vereinsamte Kisten herum, die sicher dem neuen Bewohner des Hauses gehörten.
»Ja, ich hab beim Mieten des Sprinters was verkackt und der muss in zwei Stunden zurück. Und ja, wie das mit Freunden so ist, hat man sie nur, wenn man keine Hilfe braucht. Außer natürlich Laura und Fleming. Die sind die besten. Aber äh … ich hab viel Zeug.« Julius kratzte sich im Nacken.